Im Nachhaltigkeitsdiskurs wird traditionell das Drei-Säulen-Modell mit den Dimensionen Ökologie, Gesellschaft bzw. Soziales und Ökonomie verwendet. Es greift jedoch angesichts der in den Industrieländern vorherrschenden Wachstumsproblematik zu kurz. Nach Schaltegger & Peterson werden Effizienz, Konsistenz und Suffizienz als die drei Grundstrategien der Nachhaltigkeit unterschieden.
Suffizienz als Nachhaltigkeitsstrategie wurde von Wolfgang Sachs bereits im Jahr 1993 näher betrachtet. Er schrieb in einem vielbeachteten Artikel: „Einer naturverträglichen Gesellschaft kann man in der Tat nur auf zwei Beinen näherkommen: durch eine intelligente Rationalisierung der Mittel wie durch eine kluge Beschränkung der Ziele. Mit anderen Worten: die "Effizienzrevolution" bleibt richtungsblind, wenn sie nicht von einer "Suffizienzrevolution" begleitet wird.“
Nur wenn effizientes Ressourcenmanagement (Ökoeffizienz) mit gleichzeitiger Verbrauchsreduktion (Suffizienz) einhergeht, kann in absoluten Zahlen der Gesamtverbrauch der wachsenden Weltbevölkerung in Bahnen gelenkt werden, dass die Nutzung der Natur ökologisch und im Weltmaßstab gerecht gestaltet werden kann.
Mit seinen vier E’s – Entschleunigung (das rechte Maß für die Zeit), Entflechtung (das rechte Maß für den Raum regional/global), Entkommerzialisierung (als Strategie, dem Leben außerhalb der Markt- und Warenwelt mehr Bedeutung zu geben) und Entrümpelung (das rechte Maß für den Besitz an Dingen) – liefert Sachs die Ansatzpunkte, wie man zu einem Weniger gelangen kann.

Entrümpelung
Auch wenn Reduktions- und Entrümpelungsstrategien auf den ersten Blick nicht kompatibel mit erfolgreichen Geschäftskonzepten erscheinen, so ergeben sich in einer zunehmend beschleunigten und übersättigten Welt durchaus Ansatzpunkte. Beispielsweise durch eine Bereinigung des Produktspektrums oder durch Angebote, die durch Vereinfachung geprägt sind.

Entschleunigung
Langsamer und Zuverlässiger als Strategie kann mit qualitativ hochwertigeren Produkten inklusive verlängerter Lebensdauer einhergehen. Im Dienstleistungsbereich setzen sich Angebote mit Entschleunigungscharakter immer mehr durch, z.B. im Lebensmittel- und Tourismusbereich („Slow Food“, „Slow Travel“).

Entkommerzialisierung
Der Trend zum Selbermachen und sich damit dem Marktgeschehen zu entziehen, setzt voraus, dass man entsprechende Fähigkeiten mitbringt. Diese sind jedoch zunehmend verloren gegangen. Daraus ergibt sich ein breites Spektrum an Dienstleistungsmöglichkeiten im Angebot von Trainings und Kursen, z.B. Kochen, Handwerk, Programmieren.

Entflechtung
Gemeint ist eine Regionalisierung, also beispielsweise im Bereich der Beschaffung. Dadurch sinken Transportkosten und zugleich transportbedingte Umweltbelastungen.
Neben dieser Herangehensweise zur Operationalisierung von Suffizienz aus Unternehmensperspektive, also der Lebensstilveränderung durch Produkte, sind zwei weitere Herangehensweisen denkbar, nämlich der Verkauf von Zeitwohlstand (z.B. durch das Angebot eines Klosterurlaubs) sowie die Bereitstellung von Subsistenzwerkzeugen und/oder –architekturen.
In der Praxis gibt es bereits einige Unternehmen, die in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie das Prinzip der Suffizienz anwenden. In der Breite ist diese Vorgehensweise allerdings noch nicht angekommen. Wir setzen uns dafür ein, dass sich das ändert.
Suffizienzstrategien wirken zugleich einem absolut steigendem Verbrauch von durch Effizienz relativ betrachtet eingesparten Ressourcen – den sogenannten Rebound-Effekten – entgegen, also der Mehrnachfrage aufgrund einer Produktivitätssteigerung.
Sowohl einzelne Individuen können im Rahmen eines nachhaltigen Lebensstils Suffizienzstrategien anwenden als auch Unternehmen, Organisationen, Kommunen und Länder. Um die für Deutschland bestehenden Nachhaltigkeitsziele erreichen zu können, müssten von Seiten der Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dann würden beispielsweise Unternehmen Produkte herstellen, bei denen nicht nur die Effizienz im Herstellungsprozess Berücksichtigung findet, sondern auch Suffizienzmaßnahmen umgesetzt werden.
Wie kann man auf individueller Ebene das eigene Konsumverhalten bzw. den eigenen Lebensstil so verändern, dass weniger Ressourcen verbraucht werden? Und wie kann sich zugleich die Lebensqualität des einzelnen verbessern, ohne dass mehr konsumiert wird, sondern im Gegenteil eher weniger?
Als Anhaltspunkte können die in der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie (1996 und 2008) gemachten Vorschläge dienen, wie z.B. „Gut leben statt viel haben“, „Zeitwohlstand statt Güterfülle“ und „Besitz macht unfrei“. Suffizienz steht hier also nicht zwangsweise für Verzicht, sondern bietet auch Alternativen an für einen Lebensstil des Anders, Besser und Schöner.
Der Begründer der Postwachstumsökonomie, Niko Paech, sieht in der Reduktion und Befreiung von Überflüssigem die Chance, das eigene Glücksempfinden zu steigern, auch durch einen Hinzugewinn von Zeit und Erfahrungen in der Gemeinschaft. Seine These lautet: „Souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wer wenig braucht.“
Auch für unternehmerische Suffizienzstrategien können die vier E’s von Sachs herangezogen werden und liefern Anregungen für eine Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen.